von R.D., genannt Caligula

DIRECTOR'S CUT

Erster Tag: Heute beginnt unsere Fahrt und die Kleinen freuen sich (noch) alle. Na, denen wird das Lachen schon vergehen, wenn wir ankommen. So viele exquisite neue Methoden des Kinderquälens habe ich in den letzten Jahren entwickelt. Ich fürchte fast, eine Wanderwoche ist zu wenig, sie alle anzuwenden. Dieses Jahr werde ich in jedem Fall weniger subtil und psychologisch vorgehen als im Vorigen. Der körperliche Schmerz ist und bleibt der Schmerz schlechthin. Die meisten Anfänger machen nur so viele dumme Anfängerfehler: Sie dosieren fast immer ungenau und ihr Timing ist meistens schlampig. Infolgedessen gerät die ganze Folterei natürlich zu einer freudlosen Veranstaltung, bei der zu schnelles Abstumpfen der Gefolterten oder gar Ohnmachtsanfälle alles versauen. Ich kann verstehen, daß man nach so einer Enttäuschung nur allzuschnell der Versuchung nachgibt, sich hauptsächlich der Erzeugung seelischer Qual zu widmen. Es liegt ja auch unwidersprochen ein nicht geringer Reiz darin, und kunstvoll angewandt setzt die psychologische Folter unvergessliche Highlights - aber ohne ein bißchen Quetschen und Schneiden, Hochspannung und Säure, Pieksen und Beißen macht bleibt die Show doch irgendwie blaß. Ahhhhhh. Bei Rahel werde ich irgendwas mit den Haaren machen. Ja auf die Haare muß ich mich konzentrieren, diese feuerroten Haare. Sie machen mir Kopfschmerzen, ganz Schlimme, und deshalb müssen sie vernichtet werden. Ich werde sie ihr aber nicht ausreißen, denn ich ekle mich zu sehr davor, sie zu berühren. Verbrennen könnte funktionieren, ich muß nur darauf achten, daß das Feuer wirklich nur ihre Haare verbrennt und außer der Kopfhaut nur wenig von der übrigen Haut in Mitleidenschaft gezogen wird. Schließlich bin ich kein religiöser Fanatiker, sondern Künstler!